1. und 2. Vorlesung Anstatt der Definition des Wortes Naturgeschichte, will ich es versuchen ein Bild der Natur selbst zu entwerfen. Ich kann dazu keine bessere Einleitung geben, als eine Uebersicht der Zustände im Allgemeinen, in welchen uns die Materie im Weltraume erscheint. Wir nehmen sie wahr in zweierlei Gestalt: 1tens zu Weltkörpern geballt, und 2tens, als Dunstmasse dazwischen verbreitet. Ich fange mit denjenigen Körpern an, welche in der Lichtbildung begriffen scheinen. Durch Herschelsche und Frauenhofersche Telescope bemerkt man nämlich Nebelsterne, welche einen mehr oder minder hellen Kern, mit einer Lichthülle umgeben zeigen: in dieser Lichthülle nimmt man ein Ab und Zunehmen der Lichtstärke wahr, eine Ebbe und Fluth. Sie mögen zu den primitiven Formationen, zu den Uranfängen des Agregatzustandes gehören. Es scheinen dies Sonnen zu seyn, die nicht von Sternen, nicht von einzelnen Weltkörpern, sondern von einem leuchtenden Fluidum, einem Lichtstoffe umgeben sind, der sich noch nicht zu sphärischen Weltkörpern gebildet hat, oder aus dem vielleicht der Central Stern durch eine anfangende Verdichtung entstanden ist. Andere dieser Lichtmassen am Himmel, denen die Astronomen den Namen der Nebelflecke gegeben haben, lösen sich vor den Telescopen in einzelne helle Punkte auf, die aber wahrscheinlich nur näher zusammenstehende Systeme von Sonnen, welches Milchstraßen sind, die wenigstens um 100 ihrer Dunstmassen von uns entfernt sind. - Herschel hat diese entfernten Milchstraßen am ganzen Himmel aufgesucht, und es sind davon bereits über 3000 entdeckt worden. Die aufgeklärtesten alten Philosophen vermutheten schon, daß das nie erlöschende, unbewegliche Licht der Milchstraße von unzählichen Sternen entstehen müsse, die wegen der großen Entfernung einander so nahe scheinen, daß ihr Licht zusammenfließt, und wir sie nicht unterscheiden können. Die Neueren zweifelten nicht an der Richtigkeit dieser Erklärung, obgleich sie selbst durch die stärksten Fernröhre nicht mehr einzelne Sterne entdeckten, als an andern Stellen des Himmels. - Die Fernröhre, welcher sich die Astronomen im 17ten Jahrhundert bedienten, waren von einer unbequemen, und übertriebenen Länge. Auf Befehl Ludwig XIVten wurde von Campani in Bologna ein Fernrohr von 250 Fuß Brennweite verfertigt, durch welches der große Cassini die zwei nächsten Trabanten des Saturn entdeckte. Auzout in Frankreich brachte sogar ein Objectiv von 600 Fuß Brennweite zu Stande, das aber aus Mangel einer schicklichen Vorrichtung nicht gebraucht werden konnte. Herschel gelang es endlich, durch die Vergrößerung und Lichtstärke seines 20 füßigen Telescops, den Schimmer der Milchstraße vollkommen in kleine Sterne aufzulösen, die sich deutlich von einander unterscheiden lassen; auch bemerkte er in der That, daß jede Stelle der Milchstraße um so sternenreicher ist, je glänzender sie dem bloßen Auge erscheint. - Um sich einen Begriff von der unzähligen Menge der Sterne zu machen, die den Schimmer der Milchstraße hervorbringen, bediente sich Herschel des genau bestimmten Feldes seines Telescops als Maaß. Er fand im Durchschnitt, daß ein Raum der Milchstraße von 2° Breite, und 15° Länge nicht weniger als 50 000 Sterne enthält, die noch groß genug waren um deutlich gezählt zu werden, und wenigstens 100,000 die wegen ihres schwachen Lichtes sich nicht mehr zählen ließen. Da nun die Milchstraße im Durchschnitt eine Breite von wenigstens 12° hat, und sich über den ganzen Himmel durch 360° erstreckt, so würde dies wenigstens 20 Millionen Sterne in der Milchstraße geben. - Wären wir aber auch im Stande die Menge der Sterne in der Milchstraße einigermaßen genau zu bestimmen, so würde uns dies bei weitem nicht einen hinlänglichen Begriff von der Unermeßlichkeit auch nur desjenigen Theils des Universums geben, den unser Auge erreichen kann. Wir wissen nicht, wie viele Sternhaufen, der Milchstraße gleich, über den Himmel verbreitet liegen. Es ist offenbar, daß wenn die Milchstraße tausendmal weiter von uns entfernt wäre, die einzelnen Sterne, welche man jetzt noch in ihr entdecken kann, in eben dem Verhältniß an Lichtstärke verlieren, und näher zusammenrücken würden: das Ganze würde endlich zu einer kleinen, matten Wolke einschrumpfen, in der sich keine einzelnen Sterne mehr entdecken ließen. Wenn unser Auge von der Milchstraße nur um einen Durchmesser derselben entfernt wäre, so würde sie uns nur unter einem Winkel von 60° erscheinen, nicht viel größer als das Gestirn des großen Bären; in einer Entfernung von 10 Durchmessern, würde sie nur unter einem Winkel von 2° 25 Min., ungefähr so groß wie das Siebengestirn, und auf 100 Durchmesser unter einem Winkel von 17 Min., kleiner als der berühmte Fleck in der Andromeda erscheinen. Sie würde in dieser Entfernung dem bloßen Auge unsichtbar seyn, und durch Fernröhre als ein Wölkchen von schwachem Licht, ähnlich den kleinen Lichtmassen dastehen, denen die Astronomen den Namen der Nebelflecke gegeben haben, und deren, wie früher erwähnt, seit Herschel bereits 3000 am Himmel entdeckt sind. Die unsere Begriffe fast übersteigende Entfernung dieser unendlich weit entlegenen Weltkörper, sind wir dennoch zu berechnen im Stande, seitdem wir gelernt haben die Geschwindigkeit des Lichtes zu messen. Nicht unser Erdkörper bietet aber den Maasstab dazu dar; am Himmel selbst muß die Messung vorgenommen werden. Olof Römer, ein Däne, fand in der Verfinsterung der Jupiters Trabanten, das Mittel dieses wichtige Problem zu lösen. Er hatte in den Jahren 1670/75 mit dem älteren Cassini auf der Sternwarte viele Verfinsterungen der Jupiters Monde beobachtet, und gefunden, daß der erste Mond nicht immer zur berechneten Zeit aus dem Schatten trat, und daß der Austritt desselben sich immer mehr verspätete, je weiter sich die Erde vom Jupiter entfernte: wogegen der Eintritt früher erfolgte, jemehr sie sich demselben näherte, so daß der größte Unterschied 14 Min. betrug. Römer schloß, daß diese Ungleichheit von dem Abstande der Erde und des Jupiters von einander abhange, und eine Folge der verschiedenen Zeit sey, welche das Licht brauche, um bei ungleicher Entfernung die Erde zu erreichen. - Genauere Berechnungen haben später gezeigt, daß das Licht in einer Sekunde 40,000 Meilen zurücklegt; es gelangt daher von der Sonne bis zu uns, in 8 Min. 13 Sek. Dagegen braucht es vom Syrius 31 Jahr, und vom entferntesten Nebelfleck mindestens 94,000 Jahr. Dies giebt eine Entfernung von 33,000 Billionen Meilen. Es folgt daraus, daß das Weltgebäude ein Alter von wenigstens 24,000 Jahr hat, weil das Licht was wir heute sehen, schon vor so langer Zeit von dort ausgegossen ist. Schwindel erregend! gleich der Betrachtung, daß die zerstörendsten Revolutionen jene leuchtenden Gestirne längst vernichtet haben können, welche mit ruhiger Klarheit unsere Nächte erhellen, und daß vielleicht Generationen vergehen, ehe nur die Kunde davon zu uns gelangt. Eine sehr merkwürdige Erscheinung am Himmel sind die veränderlichen Sterne, deren Licht entweder in beständigen Perioden ab und zunimmt, oder die nachdem sie einmal erschienen sind, auf immer verschwinden. Manche Sterne sind am Himmel verloren gegangen, manche sieht man, wo man sonst keine bemerkte. - Durch die Erscheinung eines neuen Sterns ward Hipparch, 125 Jahr vor Chr. Geb. zur Verfertigung eines Verzeichnisses der Fixsterne bewogen. Einer ähnlichen Erscheinung verdanken wir das von Tycho gemachte Verzeichnis der Sterne. Der von Tycho beobachtete Stern erschien 1572 plötzlich mit einem Glanz der den des Jupiter und Sirius übertraf; so daß der Stern sogar am Tage sichtbar war. Einen Monat nachher nahm sein Glanz stufenweise ab, bis zum März 1574, da er ganz verschwand. Neuere Astronomen haben eine Menge Sterne beobachtet, die in beständigen Perioden eine Ab und Zunahme des Lichtes leiden, und sogar ganz verschwinden. Diese Perioden sind sehr verschieden; von einigen Tagen, bis zu mehreren Jahren. - Den Grund dieser Erscheinung hat man wahrscheinlich, theils in physischen Veränderungen, die auf diesen Weltkörpern vor sich gehen, theils in ihrer Umdrehung um die Axe zu suchen. Dies letzte ist, besonders bei solchen Sternen zu vermuthen, deren Lichtwechsel periodisch ist. Wenn nämlich ein Theil der Oberfläche dunkler als der andere, oder so beschaffen ist, daß er weniger Licht verbreitet, so wird der Stern uns mehr oder weniger glänzen, nachdem er uns während seiner Rotationsperiode seine helle oder dunkle Seite zukehrt. Andere Sterne die plötzlich erscheinen, und dann wieder verschwinden, erlitten vielleicht irgend eine große Revolution: es entwickelten sich bisher ruhende Kräfte, und machten seinem veralteten Daseyn ein Ende, um ihn schöner aus der Asche wieder hervorgehen zu lassen. Doppelsterne nennt man zwei oder mehrere Sterne, die so nahe bei einander stehen, daß sie dem bloßen Auge, und selbst durch kleine Fernröhre, wie ein einzelner Stern erscheinen, durch stärkere Vergrößerungen aber aus einander gerückt werden. Bessel hat gezeigt, daß einige derselben sich um einen gemeinsamen Schwerpunkt drehen, sich also wohl noch nicht selbstständig haben konstituiren können. Man findet 3-4 zusammen; ja im Sigma des Orion laufen 16 Sterne um einen Schwerpunkt. Man hat bis jetzt nahe 700 (675) dieser Doppelsterne entdeckt. Merkwürdig und auffallend ist die Verschiedenheit der Farbe, welche an denselben bemerkbar. Sie erscheinen abwechselnd blau - roth - weiß doch so, daß der mittlere Stern stets ein weißes, die circulirenden Weltkörper dagegen ein buntfarbiges Licht ausstrahlen. Man hat die Vermuthung aufgestellt, daß, da besonders verlöschendes Licht farbig erscheint, diese Körper verlöschende, in einer Abnahme des Lichtprocesses begriffen seyn mögten. - Auf keinen Fall kann man ihnen ein planetarisches Licht zuschreiben; sie müssen selbstleuchtend seyn, da ein reflectirtes Licht in so unermeßlicher Ferne nicht sichtbar seyn könnte. Auch ist zu erwähnen, daß die Bewegung mancher Doppelsterne von Osten nach Westen geht; im Gegensatze unseres Systems, wo alle Bewegung von Westen nach Osten fortrückt. Auffallend ist die Geschwindigkeit mit welcher diese mehrfachen Sonnen sich bewegen. Bessel hat im Schwan einen Doppelstern entdeckt, dessen Fortrücken schon nach 6 Monaten bemerkbar erschien. Eine merkwürdige Erscheinung am südlichen Himmel sind die sogenannten Magellanischen Wolken, deren lichtgebende Dünste jeden Abend in der Nähe des Südpols sichtbar werden. Diesen entgegengesetzt sind jene räthselhaften, von Sternen entblösten schwarzen Stellen, unpoetisch Kohlensäcke (coalbags) genannt, die ich ebenfalls in der südlichen Hemisphäre mehrfach beobachtet habe. Die eine dieser Stellen erscheint in der Spitze des südlichen Kreuzes, die andere in der Eiche Carl II, nahe am Südpol. Auffallend ist, daß, die durch meteorologische Instrumente bemerkbare Veränderung der Atmosphäre, auf das sichtbar werden dieser Flecken keinen Einfluß zu haben scheint. In jenen Nächten, wenn die übrigen Gestirne im schönsten Glanze leuchten, waren die dunkeln Stellen oft nicht sichtbar, und erschienen dagegen, wenn gleich das Hygrometer andeutete, daß die Luft stark mit Dünsten angefüllt sey. - Man hat diese Erscheinung aus dem Kontraste erklären wollen, den eine minder mit Sternen besäete Stelle am Himmelsraum, gegen den besonders hellfunkelnden Glanz der südlichen Gestirne, hervorbrächte. Ich kann dieser Meinung nicht seyn, die auch die beiden Forster nicht theilen, welche Coock's 2te Erdumseglung begleitend, dieser Erscheinung eine vorzügliche Aufmerksamkeit gewidmet haben. - Im Scorpion befindet sich ein Raum von 3°, auf dem selbst durch Herschelsche Telescope, kein einziger Stern bemerkbar ist; und dennoch bleibt diese Stelle dem Auge unsichtbar, und erscheint vollkommen wie jeder andere Raum des Himmels. Eine dritte ausgezeichnete Erscheinung bietet das sogenannte Thierkreislicht (Zodiacal Licht) dar, das schon im südlichen Europa, nach Untergang der Sonne sichtbar, besonders im Anfange des Frühlings, spitz=pyramidenförmig sich erhebend, seinen leuchtenden Schimmer verbreitet. - Mit mehr Wahrscheinlichkeit ist dieses noch immer räthselhafte Phänomen einer Anhäufung leuchtender Körper zuzuschreiben, als wie gewöhnlich, anzunehmen, daß es von den feinsten, und ausgedehntesten Theilen der Sonnenatmosphäre herrühre. Zum erstenmale habe ich dies schöne Schauspiel zu Valencia in Spanien beobachtet; später hat es sich mir dargeboten am Orinoco, unweit Carracas, und auf der höchsten Ebene der Cordilleren, wo durch die dünne Luftschicht durchblickend, dies Licht oft leuchtender erschien, als selbst der Glanz der Milchstraße. Welchen Platz nun unser Planetensystem in der umgebenden linsenförmigen Sternschicht einnehme, ist nur im Allgemeinen zu bestimmen: nach der neuesten Ansicht steht es dem Adler am nächsten. Obgleich die Fixsterne ihren Namen von dem angenommenen Feststehen bekommen haben, so lehren doch neuere Beobachtungen, daß auch die Fixsterne, wiewol äußerst langsam ihren Ort am Himmel verändern, wodurch die große Entdeckung von dem Fortrücken unseres Sonnensystems gemacht ward, das, nach Herschel sich gegen das ? im Hercules bewegt. Unser System besteht aus einem Centralkörper, um welchen sich 11 Hauptplaneten und 18 Nebenplaneten bewegen. Der Centralkörper ist von so ungeheurer Größe, daß unser Mond fast 2 mal darin seinen Umlauf um die Erde vollenden könnte. - Zunächst werden wir alle Planeten in 2 Klassen theilen; in solche welche sich entweder innerhalb oder außerhalb der Bahnen der neu entdeckten Planeten Ceres, Pallas, Juno und Vesta bewegen, und daher innere und äußere genannt werden. Diese 4 Planeten, wegen ihrer Kleinheit von Herschel mit Verachtung Asteroïden genannt, wie man die Halbmetalle der Alkalien Metalloïde nennt, sind alle zusammen nicht so groß als unser Mond, ja die Vesta als der kleinste, hat eine Oberfläche von 10,000  Meilen, also weniger als der preußische Staat. - Die 4 inneren Planeten Merkur, Venus, Erde, Mars haben eine größere Dichtigkeit als die äußeren; nämlich: Mercur, Venus, Erde, Mars; Platina Gold Magneteisenstein;   sie sind deshalb, weil sich ihre Masse mehr concentrirte mondarm, und haben alle zusammen nur einen Mond. Die 4 äußeren sind weit weniger dicht: Pallas etc. Jupiter, Saturn, Uranus Bernstein, Naphta, Wasser, und ihrer viel schnelleren Bewegung halber, sehr abgeplattet, was besonders beim Jupiter sehr auffallend bemerkbar ist. Diese schneller rotirenden Weltkörper sind auch sehr reich an Satelliten, dagegen unsere Erde nur von einem Monde begleitet wird. Der Saturn bietet außerdem die sonderbare Erscheinung eines Ringes, der jedoch wahrscheinlich nichts anderes ist, als ein System von Satelliten, eine Menge knotenförmig verwachsener Trabanten. Die Fläche dieses Ringes ist auf beiden Seiten mit ungeheuren Bergen, von der fast unglaublichen Höhe von 200-300 Meilen bedeckt, die selbst über den Rand des Ringes hervortreten. Diese hervorragenden Berge sind fast 6 mal so hoch als die selbe Dicke des Gewölbes von der sie getragen werden, und weit größer als der ganze Planet Vesta. 250 Fuß = 80 Meter 600 Fuß = 200 Meter 20 Fuß = 6? Meter 40,000 Meilen = 300,000 Kilometer 10,000 Meilen = 560,000 Quadratkilometer 200-300 Meilen = 1500-2300 Kilometer 1. und 2. Vorlesung Anstatt der Definition des Wortes Naturgeschichte, will ich es versuchen ein Bild der Natur selbst zu entwerfen. Ich kann dazu keine bessere Einleitung geben, als eine Uebersicht der Zustände im Allgemeinen, in welchen uns die Materie im Weltraume erscheint. Wir nehmen sie wahr in zweierlei Gestalt: 1tens zu Weltkörpern geballt, und 2tens, als Dunstmasse dazwischen verbreitet. Ich fange mit denjenigen Körpern an, welche in der Lichtbildung begriffen scheinen. Durch Herschelsche und Frauenhofersche Telescope bemerkt man nämlich Nebelsterne, welche einen mehr oder minder hellen Kern, mit einer Lichthülle umgeben zeigen: in dieser Lichthülle nimmt man ein Ab und Zunehmen der Lichtstärke wahr, eine Ebbe und Fluth. Sie mögen zu den primitiven Formationen, zu den Uranfängen des Agregatzustandes gehören. Es scheinen dies Sonnen zu seyn, die nicht von Sternen, nicht von einzelnen Weltkörpern, sondern von einem leuchtenden Fluidum, einem Lichtstoffe umgeben sind, der sich noch nicht zu sphärischen Weltkörpern gebildet hat, oder aus dem vielleicht der Central Stern durch eine anfangende Verdichtung entstanden ist. Andere dieser Lichtmassen am Himmel, denen die Astronomen den Namen der Nebelflecke gegeben haben, lösen sich vor den Telescopen in einzelne helle Punkte auf, die aber wahrscheinlich nur näher zusammenstehende Systeme von Sonnen, welches Milchstraßen sind, die wenigstens um 100 ihrer Dunstmassen von uns entfernt sind. - Herschel hat diese entfernten Milchstraßen am ganzen Himmel aufgesucht, und es sind davon bereits über 3000 entdeckt worden. Die aufgeklärtesten alten Philosophen vermutheten schon, daß das nie erlöschende, unbewegliche Licht der Milchstraße von unzählichen Sternen entstehen müsse, die wegen der großen Entfernung einander so nahe scheinen, daß ihr Licht zusammenfließt, und wir sie nicht unterscheiden können. Die Neueren zweifelten nicht an der Richtigkeit dieser Erklärung, obgleich sie selbst durch die stärksten Fernröhre nicht mehr einzelne Sterne entdeckten, als an andern Stellen des Himmels. - Die Fernröhre, welcher sich die Astronomen im 17ten Jahrhundert bedienten, waren von einer unbequemen, und übertriebenen Länge. Auf Befehl Ludwig XIVten wurde von Campani in Bologna ein Fernrohr von 250 Fuß Brennweite verfertigt, durch welches der große Cassini die zwei nächsten Trabanten des Saturn entdeckte. Auzout in Frankreich brachte sogar ein Objectiv von 600 Fuß Brennweite zu Stande, das aber aus Mangel einer schicklichen Vorrichtung nicht gebraucht werden konnte. Herschel gelang es endlich, durch die Vergrößerung und Lichtstärke seines 20 füßigen Telescops, den Schimmer der Milchstraße vollkommen in kleine Sterne aufzulösen, die sich deutlich von einander unterscheiden lassen; auch bemerkte er in der That, daß jede Stelle der Milchstraße um so sternenreicher ist, je glänzender sie dem bloßen Auge erscheint. - Um sich einen Begriff von der unzähligen Menge der Sterne zu machen, die den Schimmer der Milchstraße hervorbringen, bediente sich Herschel des genau bestimmten Feldes seines Telescops als Maaß. Er fand im Durchschnitt, daß ein Raum der Milchstraße von 2° Breite, und 15° Länge nicht weniger als 50 000 Sterne enthält, die noch groß genug waren um deutlich gezählt zu werden, und wenigstens 100,000 die wegen ihres schwachen Lichtes sich nicht mehr zählen ließen. Da nun die Milchstraße im Durchschnitt eine Breite von wenigstens 12° hat, und sich über den ganzen Himmel durch 360° erstreckt, so würde dies wenigstens 20 Millionen Sterne in der Milchstraße geben. - Wären wir aber auch im Stande die Menge der Sterne in der Milchstraße einigermaßen genau zu bestimmen, so würde uns dies bei weitem nicht einen hinlänglichen Begriff von der Unermeßlichkeit auch nur desjenigen Theils des Universums geben, den unser Auge erreichen kann. Wir wissen nicht, wie viele Sternhaufen, der Milchstraße gleich, über den Himmel verbreitet liegen. Es ist offenbar, daß wenn die Milchstraße tausendmal weiter von uns entfernt wäre, die einzelnen Sterne, welche man jetzt noch in ihr entdecken kann, in eben dem Verhältniß an Lichtstärke verlieren, und näher zusammenrücken würden: das Ganze würde endlich zu einer kleinen, matten Wolke einschrumpfen, in der sich keine einzelnen Sterne mehr entdecken ließen. Wenn unser Auge von der Milchstraße nur um einen Durchmesser derselben entfernt wäre, so würde sie uns nur unter einem Winkel von 60° erscheinen, nicht viel größer als das Gestirn des großen Bären; in einer Entfernung von 10 Durchmessern, würde sie nur unter einem Winkel von 2° 25 Min., ungefähr so groß wie das Siebengestirn, und auf 100 Durchmesser unter einem Winkel von 17 Min., kleiner als der berühmte Fleck in der Andromeda erscheinen. Sie würde in dieser Entfernung dem bloßen Auge unsichtbar seyn, und durch Fernröhre als ein Wölkchen von schwachem Licht, ähnlich den kleinen Lichtmassen dastehen, denen die Astronomen den Namen der Nebelflecke gegeben haben, und deren, wie früher erwähnt, seit Herschel bereits 3000 am Himmel entdeckt sind. Die unsere Begriffe fast übersteigende Entfernung dieser unendlich weit entlegenen Weltkörper, sind wir dennoch zu berechnen im Stande, seitdem wir gelernt haben die Geschwindigkeit des Lichtes zu messen. Nicht unser Erdkörper bietet aber den Maasstab dazu dar; am Himmel selbst muß die Messung vorgenommen werden. Olof Römer, ein Däne, fand in der Verfinsterung der Jupiters Trabanten, das Mittel dieses wichtige Problem zu lösen. Er hatte in den Jahren 1670/75 mit dem älteren Cassini auf der Sternwarte viele Verfinsterungen der Jupiters Monde beobachtet, und gefunden, daß der erste Mond nicht immer zur berechneten Zeit aus dem Schatten trat, und daß der Austritt desselben sich immer mehr verspätete, je weiter sich die Erde vom Jupiter entfernte: wogegen der Eintritt früher erfolgte, jemehr sie sich demselben näherte, so daß der größte Unterschied 14 Min. betrug. Römer schloß, daß diese Ungleichheit von dem Abstande der Erde und des Jupiters von einander abhange, und eine Folge der verschiedenen Zeit sey, welche das Licht brauche, um bei ungleicher Entfernung die Erde zu erreichen. - Genauere Berechnungen haben später gezeigt, daß das Licht in einer Sekunde 40,000 Meilen zurücklegt; es gelangt daher von der Sonne bis zu uns, in 8 Min. 13 Sek. Dagegen braucht es vom Syrius 31 Jahr, und vom entferntesten Nebelfleck mindestens 94,000 Jahr. Dies giebt eine Entfernung von 33,000 Billionen Meilen. Es folgt daraus, daß das Weltgebäude ein Alter von wenigstens 24,000 Jahr hat, weil das Licht was wir heute sehen, schon vor so langer Zeit von dort ausgegossen ist. Schwindel erregend! gleich der Betrachtung, daß die zerstörendsten Revolutionen jene leuchtenden Gestirne längst vernichtet haben können, welche mit ruhiger Klarheit unsere Nächte erhellen, und daß vielleicht Generationen vergehen, ehe nur die Kunde davon zu uns gelangt. Eine sehr merkwürdige Erscheinung am Himmel sind die veränderlichen Sterne, deren Licht entweder in beständigen Perioden ab und zunimmt, oder die nachdem sie einmal erschienen sind, auf immer verschwinden. Manche Sterne sind am Himmel verloren gegangen, manche sieht man, wo man sonst keine bemerkte. - Durch die Erscheinung eines neuen Sterns ward Hipparch, 125 Jahr vor Chr. Geb. zur Verfertigung eines Verzeichnisses der Fixsterne bewogen. Einer ähnlichen Erscheinung verdanken wir das von Tycho gemachte Verzeichnis der Sterne. Der von Tycho beobachtete Stern erschien 1572 plötzlich mit einem Glanz der den des Jupiter und Sirius übertraf; so daß der Stern sogar am Tage sichtbar war. Einen Monat nachher nahm sein Glanz stufenweise ab, bis zum März 1574, da er ganz verschwand. Neuere Astronomen haben eine Menge Sterne beobachtet, die in beständigen Perioden eine Ab und Zunahme des Lichtes leiden, und sogar ganz verschwinden. Diese Perioden sind sehr verschieden; von einigen Tagen, bis zu mehreren Jahren. - Den Grund dieser Erscheinung hat man wahrscheinlich, theils in physischen Veränderungen, die auf diesen Weltkörpern vor sich gehen, theils in ihrer Umdrehung um die Axe zu suchen. Dies letzte ist, besonders bei solchen Sternen zu vermuthen, deren Lichtwechsel periodisch ist. Wenn nämlich ein Theil der Oberfläche dunkler als der andere, oder so beschaffen ist, daß er weniger Licht verbreitet, so wird der Stern uns mehr oder weniger glänzen, nachdem er uns während seiner Rotationsperiode seine helle oder dunkle Seite zukehrt. Andere Sterne die plötzlich erscheinen, und dann wieder verschwinden, erlitten vielleicht irgend eine große Revolution: es entwickelten sich bisher ruhende Kräfte, und machten seinem veralteten Daseyn ein Ende, um ihn schöner aus der Asche wieder hervorgehen zu lassen. Doppelsterne nennt man zwei oder mehrere Sterne, die so nahe bei einander stehen, daß sie dem bloßen Auge, und selbst durch kleine Fernröhre, wie ein einzelner Stern erscheinen, durch stärkere Vergrößerungen aber aus einander gerückt werden. Bessel hat gezeigt, daß einige derselben sich um einen gemeinsamen Schwerpunkt drehen, sich also wohl noch nicht selbstständig haben konstituiren können. Man findet 3-4 zusammen; ja im Sigma des Orion laufen 16 Sterne um einen Schwerpunkt. Man hat bis jetzt nahe 700 (675) dieser Doppelsterne entdeckt. Merkwürdig und auffallend ist die Verschiedenheit der Farbe, welche an denselben bemerkbar. Sie erscheinen abwechselnd blau - roth - weiß doch so, daß der mittlere Stern stets ein weißes, die circulirenden Weltkörper dagegen ein buntfarbiges Licht ausstrahlen. Man hat die Vermuthung aufgestellt, daß, da besonders verlöschendes Licht farbig erscheint, diese Körper verlöschende, in einer Abnahme des Lichtprocesses begriffen seyn mögten. - Auf keinen Fall kann man ihnen ein planetarisches Licht zuschreiben; sie müssen selbstleuchtend seyn, da ein reflectirtes Licht in so unermeßlicher Ferne nicht sichtbar seyn könnte. Auch ist zu erwähnen, daß die Bewegung mancher Doppelsterne von Osten nach Westen geht; im Gegensatze unseres Systems, wo alle Bewegung von Westen nach Osten fortrückt. Auffallend ist die Geschwindigkeit mit welcher diese mehrfachen Sonnen sich bewegen. Bessel hat im Schwan einen Doppelstern entdeckt, dessen Fortrücken schon nach 6 Monaten bemerkbar erschien. Eine merkwürdige Erscheinung am südlichen Himmel sind die sogenannten Magellanischen Wolken, deren lichtgebende Dünste jeden Abend in der Nähe des Südpols sichtbar werden. Diesen entgegengesetzt sind jene räthselhaften, von Sternen entblösten schwarzen Stellen, unpoetisch Kohlensäcke (coalbags) genannt, die ich ebenfalls in der südlichen Hemisphäre mehrfach beobachtet habe. Die eine dieser Stellen erscheint in der Spitze des südlichen Kreuzes, die andere in der Eiche Carl II, nahe am Südpol. Auffallend ist, daß, die durch meteorologische Instrumente bemerkbare Veränderung der Atmosphäre, auf das sichtbar werden dieser Flecken keinen Einfluß zu haben scheint. In jenen Nächten, wenn die übrigen Gestirne im schönsten Glanze leuchten, waren die dunkeln Stellen oft nicht sichtbar, und erschienen dagegen, wenn gleich das Hygrometer andeutete, daß die Luft stark mit Dünsten angefüllt sey. - Man hat diese Erscheinung aus dem Kontraste erklären wollen, den eine minder mit Sternen besäete Stelle am Himmelsraum, gegen den besonders hellfunkelnden Glanz der südlichen Gestirne, hervorbrächte. Ich kann dieser Meinung nicht seyn, die auch die beiden Forster nicht theilen, welche Coock's 2te Erdumseglung begleitend, dieser Erscheinung eine vorzügliche Aufmerksamkeit gewidmet haben. - Im Scorpion befindet sich ein Raum von 3°, auf dem selbst durch Herschelsche Telescope, kein einziger Stern bemerkbar ist; und dennoch bleibt diese Stelle dem Auge unsichtbar, und erscheint vollkommen wie jeder andere Raum des Himmels. Eine dritte ausgezeichnete Erscheinung bietet das sogenannte Thierkreislicht (Zodiacal Licht) dar, das schon im südlichen Europa, nach Untergang der Sonne sichtbar, besonders im Anfange des Frühlings, spitz=pyramidenförmig sich erhebend, seinen leuchtenden Schimmer verbreitet. - Mit mehr Wahrscheinlichkeit ist dieses noch immer räthselhafte Phänomen einer Anhäufung leuchtender Körper zuzuschreiben, als wie gewöhnlich, anzunehmen, daß es von den feinsten, und ausgedehntesten Theilen der Sonnenatmosphäre herrühre. Zum erstenmale habe ich dies schöne Schauspiel zu Valencia in Spanien beobachtet; später hat es sich mir dargeboten am Orinoco, unweit Carracas, und auf der höchsten Ebene der Cordilleren, wo durch die dünne Luftschicht durchblickend, dies Licht oft leuchtender erschien, als selbst der Glanz der Milchstraße. Welchen Platz nun unser Planetensystem in der umgebenden linsenförmigen Sternschicht einnehme, ist nur im Allgemeinen zu bestimmen: nach der neuesten Ansicht steht es dem Adler am nächsten. Obgleich die Fixsterne ihren Namen von dem angenommenen Feststehen bekommen haben, so lehren doch neuere Beobachtungen, daß auch die Fixsterne, wiewol äußerst langsam ihren Ort am Himmel verändern, wodurch die große Entdeckung von dem Fortrücken unseres Sonnensystems gemacht ward, das, nach Herschel sich gegen das ? im Hercules bewegt. Unser System besteht aus einem Centralkörper, um welchen sich 11 Hauptplaneten und 18 Nebenplaneten bewegen. Der Centralkörper ist von so ungeheurer Größe, daß unser Mond fast 2 mal darin seinen Umlauf um die Erde vollenden könnte. - Zunächst werden wir alle Planeten in 2 Klassen theilen; in solche welche sich entweder innerhalb oder außerhalb der Bahnen der neu entdeckten Planeten Ceres, Pallas, Juno und Vesta bewegen, und daher innere und äußere genannt werden. Diese 4 Planeten, wegen ihrer Kleinheit von Herschel mit Verachtung Asteroïden genannt, wie man die Halbmetalle der Alkalien Metalloïde nennt, sind alle zusammen nicht so groß als unser Mond, ja die Vesta als der kleinste, hat eine Oberfläche von 10,000 Meilen, also weniger als der preußische Staat. - Die 4 inneren Planeten Merkur, Venus, Erde, Mars haben eine größere Dichtigkeit als die äußeren; nämlich: Mercur, Venus, Erde, Mars; Platina Gold Magneteisenstein; sie sind deshalb, weil sich ihre Masse mehr concentrirte mondarm, und haben alle zusammen nur einen Mond. Die 4 äußeren sind weit weniger dicht: Pallas etc. Jupiter, Saturn, Uranus Bernstein, Naphta, Wasser, und ihrer viel schnelleren Bewegung halber, sehr abgeplattet, was besonders beim Jupiter sehr auffallend bemerkbar ist. Diese schneller rotirenden Weltkörper sind auch sehr reich an Satelliten, dagegen unsere Erde nur von einem Monde begleitet wird. Der Saturn bietet außerdem die sonderbare Erscheinung eines Ringes, der jedoch wahrscheinlich nichts anderes ist, als ein System von Satelliten, eine Menge knotenförmig verwachsener Trabanten. Die Fläche dieses Ringes ist auf beiden Seiten mit ungeheuren Bergen, von der fast unglaublichen Höhe von 200-300 Meilen bedeckt, die selbst über den Rand des Ringes hervortreten. Diese hervorragenden Berge sind fast 6 mal so hoch als die selbe Dicke des Gewölbes von der sie getragen werden, und weit größer als der ganze Planet Vesta. 3te Vorl. Gleichsam die Skizze eines großen Bildes im Umrisse gebend, das nachmals in seinen einzelnen Theilen weiter ausgeführt werden wird, will ich im Allgemeinen die Abtheilungen bezeichnen, welche wir durchzugehen haben Astronomie Geognosie - Betrachtung des festen Erdkörpers Klimatologie - Betrachtung der flüssigen Hüllen. Meer und Luft Geographie der Pflanzen Geographie der Tiere Betrachtungen über die Menschenracen. Bei der Vergleichung unseres Erdkörpers mit den übrigen Planeten desselben Sonnensystems, finden wir, daß dieselben sich nicht in allen Verhältnissen ähnlich sind. - Die Körper auf unserer Erde sind geeignet einen dreifachen Zustand anzunehmen, indem sie entweder starr, tropfbar flüssig, oder elastisch flüssig erscheinen. Derselbe Fall kann nun z. B. auf dem Monde nicht statt finden, dem wir nach der Art seiner Bedeckungen, entweder gar keine, oder eine von der unsrigen sehr verschiedene Atmosphäre zusprechen müssen. Wenn der Luftdruck auf der Erde, am Ufer des Meeres einen Barometerstand von 28 Zoll hervorbringt, so würde derselbe auf dem Monde nur etwa 1/3 Linie betragen. Eben so müssen wir annehmen, daß auf dem Monde sich keine tropfbare Flüssigkeit befindet, wenigstens keine Meere. Denn da wir durch unsere Fernröhre im Stande sind, kleine Flächen auf dem Monde, etwa von der Größe wie Berlin, genau zu beobachten, so finden wir, daß auf demselben nirgend 2 Höhen sich gleich sind. Die Ebene auf dem Monde können daher keine Flüssigkeiten enthalten, die nach hydrostatischen Gesetzen ein Bestreben haben, sich au niveau zu setzen. Der Mond ist folglich höchst wahrscheinlich starr, wie die Aerolithen, ohne Luft und ohne Wasser. - Anders verhält es sich mit den übrigen Planeten, unter denen Jupiter und Saturn durch eine sichtbare parallele Zone ihre dichtere Atmosphäre verrathen. Die Kometen scheinen dagegen ganz luftförmige Gebilde, da selbst durch ihren Kern kleine Sterne erblickt werden können. Was wir von der innern Beschaffenheit des planetarischen Körpers, den wir bewohnen, wissen, beruht auf sehr unsichern hypothetischen Vermuthungen. Denn wie gewagt sind die Schlüsse, die wir von den wenigen Fußen der uns bekannten Rinde, auf den Durchmesser der Erdmasse (1720 Meilen zu 23,000!) machen müssen! Man glaubte früher annehmen zu können, daß Licht und Organismus in der engsten Verbindung stehe, daß Licht zur Hervorbringung eines jeden organischen Lebens erforderlich sey. Lavoisier erklärte daher durch die Behauptung, daß Feuer die organischen Stoffe hervorrufe, auf eine geistreiche Weise die alten Scythischen Mythen, und die Fabel vom Prometheus. - So unleugbar nun aber auch der Einfluß des Sonnenlichts auf die ganze Organisation ist, so hat man sich in der neuesten Zeit dennoch überzeugt, daß auch ohne Licht ein organisches Daseyn statt finden kann: ein Gegenstand mit dem ich mich in meiner frühesten Jugend beschäftigt habe. - In den tiefsten Bergwerken, selbst solchen die ohne Zimmerung fortgeführt werden, finden wir unterirrdische Pflanzen vegetirend, und grüne Keime, selbst phosphorescirend, in Luftarten (Kohlen und Wasserstoffgas) die der Vegetation nicht günstig sind. Beim Sprengen uneröffneter unterirrdischer Höhlen, in die nie ein Lichtstrahl gedrungen war, hat man die Stalactiten mit Usneen einem flechtenartigen Gebilde überzogen gesehen. - Auch in der Tiefe des Meeres, die fast eben so vollkommen als die Bergwerke jedes Lichtstrahls entbehrt, existiren grünende Vegetabilien. Jenseit der canarischen Inseln, holte ich aus der Tiefe des atlantischen Meeres, (240' tief) mit dem Senkblei einen vollkommen grünen Fucus herauf, dessen Blätter Ähnlichkeit mit dem Weinlaube haben. Diese Fucus Arten, welche in einer Tiefe von 6-800 Fuß üppig vegetiren, dienen zur Bezeichnung der Richtung der Strömungen im Meere. Von ihrem Standort losgerissen schwimmen sie von einer Breite zur andern, und bilden zusammengetrieben an der Oberfläche des Meeres grüne Inseln. Nach Bouguer's Berechnungen in seinem gelehrten Werke: »Ueber die Verminderung des Lichts beim Durchgang durch flüssige Körper« dringt nach ihrem ursprünglichen Standort kein Lichtstrahl, der nicht 2-3000 mal schwächer wäre als der Strahl des Mondlichtes. Unsere geringe Kenntniß von der Erde gründet sich allein auf die Beobachtungen, welche, in die Rinde derselben eingetriebene Bergwerke, uns gestattet haben. Natürlich kann hier nicht die Rede seyn von denjenigen Bergwerken, welche auf Hochebenen, wie z.B. auf den mexicanischen Gebirgen 8-9-12,000 Fuß über der Meeresfläche eingeschlagen sind, sondern nur von solchen, welche mit dem Spiegel des Meeres gleich sind. Bisher hatte man die alten Gruben zu Ansin bei Valenciennes in Belgien (850 Fuß) für die tiefsten gehalten. Herr v. Dechen und v. Oeynhausen, soeben von einer geognostischen Reise zurückkehrend, die eine reiche technische und wissenschaftliche Ausbeute gewährt, haben durch barometrische Messungen die Gruben von Bal St. Lambert bei Lüttich, 1400 Fuß tief gefunden. In England an den Küsten von Cornwales und von Cumberland giebt es Gruben in denen unter dem Meere selbst gearbeitet wird, um so merkwürdiger als der ganze Zwischenraum bis zum Meere nur etwa 8 Fuß beträgt. Bei Whitehaven gehen Gallerien von 5000 Fuß Länge unter dem Meere fort, ohne daß Gefahr damit verknüpft wäre. Ich bin selbst in diesen submarinen Gängen gewesen, und habe sie zu meinem Erstaunen keinesweges feucht sondern vielmehr staubig gefunden, da der Grund des Meeres durch den Druck des Salzwassers, wie mit einem dichten Cement überzogen ist. Selbst eine oberflächliche Betrachtung der Rinde unseres Erdkörpers zeigt unverkennbar deutlich die mannigfaltigsten Spuren großer Umwälzungen, und zerstörender Katastrophen, welche auf demselben statt gefunden haben. Unter den Versteinerungen, welche uns in den verschiedenartigsten fossilen Organismen die Reste untergegangener Schöpfungen bewahren, finden sich jedoch niemals fossile Menschenknochen. Man hat dies früher zum Theil daher erklären wollen, daß menschliche Gebeine einer schnelleren Verderbniß ausgesetzt wären. Dies hat sich bei genauerer Untersuchung jedoch keineswegs bestätigt. In Aegypten bemerkt man keinen Unterschied unter menschlichen Mumien, und denen von Vierfüßern, wovon auch wir uns durch die interessante Sammlung des Herrn Passalaqua überzeugen können. So hat auch Cuvier bei Nachgrabungen, welche vor einigen Jahren in der alten Kirche Ste Géniévre statt fanden, Knochen von Menschen gesammelt, welche unter Clovis begraben worden sind und hat ihre Formen noch gut erhalten gefunden. Alles was man unter den fossilen organischen Resten für Menschenskelette gehalten hat, rührt entweder von einem andern Thiere her, oder es gehört einer neueren Zeit an. Scheuchzer's homo diluvii testis ist von Cuvier für einen Salamander od. Achalotl erkannt worden, zur Gattung Proteus gehörend; so wie die neuerlich bei Marseille aufgefundenen, angeblichen Menschenknochen, für Abdrücke von Meerröhren. - Bei Köstriz sollten sich Menschenknochen in alten Gebirgslagern vorgefunden haben. Nach den sehr genauen Untersuchungen des um die Petrefactenkunde so verdienten Herrn v. Schlottheim zu Gotha ist diese Behauptung aber mehr als zweifelhaft. - Alle wahrhafte Menschenknochen sind entweder durch Erdfälle verschüttete, oder in alten Berggebäuden zurückgebliebene, oder in einer Incrustation eingehüllte Cadaver. Dies gilt auch von den auf Guadeloupe entdeckten versteinerten Menschengerippen, von denen Eines durch den Admiral Cochrane nach England gebracht worden. Es ist dies ein ziemlich wohl erhaltenes Skelett, doch ohne Kopf und rechten Arm; ohne Zweifel von einem Menschen. Dergleichen Gerippe kommen auf Guadeloupe häufig vor, und werden von den Einwohnern Galibi (wahrscheinlich eine Korruption von Caribi) genannt. Bemerkenswerth ist der Umstand, daß die Skelette alle in der Richtung von Ost nach West liegen, was auf die Vermuthung führt, daß vielleicht ein alter Caraïbischer Kirchhoff zu Grunde liegen kann. Das Gestein in welchem diese Reste vorkommen, ist ein Kalkstein-Conglommerat, mit vielen vom Meere ausgeworfenen Lytophyten und Madreporen, durch einen kalkigen Cement verbunden. Aehnliche Gebilde sind dem ganzen Archipel der Antillen gemein, und den Negern auf Cuba unter dem Namen Maçonne-bon Dieu bekannt. Man findet darin, oft in 24 Fuß Tiefe, die Trümmer von Gefäßen, sogar Mörser, Keulen, Aexte und andere Arbeiten von Menschenhand. Bei den ungewissen Vermuthungen, welche selbst die uns bekannte, dünne äußere Erdschicht unseres Planeten, noch stets veranlaßt, solten wir uns der Untersuchungen über ihren Kern vielmehr ganz enthalten. Aber schon Montaigne sagt: wir haben ein schwaches Gesicht und viel Neugier, und es ist uns unmöglich nicht in diese verschlossene Tiefe dringen zu wollen. Die nach dem Innern der Erde zunehmende Temperatur, deren Annahme nicht mehr zu den Hypothesen gehört, veranlaßt uns zu interressanten Schlüssen über den Zustand des Erdkerns. - Man hat Zweifel erhoben gegen die Beobachtung der in den Bergwerken beider Erdtheile mit zunehmender Tiefe sich konstant vermehrende Wärme. Man hat sie herleiten wollen von niedersinkenden, sich verdichtenden und also Wärme entbindenden Luftschichten, man hat sie der Menschen Nähe, der Wirkung des bergmännischen Geleuchtes zuschreiben wollen. Aber abgesehen davon, daß die geringe Erwärmung welche die Gegenwart der Menschen und der Grubenlichte (die sich genau berechnen läßt) hervorbringt, nicht in Verhältniß steht, mit dem Grade der zunehmenden Wärme, so haben neuerlichst die Versuche des geistreichen Physikers Arago alle Zweifel auf das Vollkommenste gehoben. Tief erbohrte Quellwasser (sogenannte artesische Brunnen) sind wärmer befunden worden, je größer die Tiefe ist, aus der die Wasser aufsteigen. In Artois hat man die aus einer Tiefe von 2-300' über den Wasserspiegel emporquellenden Gewässer 4-5° wärmer gefunden. - Hier ist jeder Verdacht einer äußeren Einwirkung entfernt; die Wasser bringen die Wärme mit sich, welche sie durch lange Berührung mit den Gestein-Massen in verschiedener Tiefe erhalten haben. La Place hat berechnet, daß mit der Tiefe von 30 métres (etwa 100 Fuß) die Wärme um 1° Reaum. zunimmt, und dem gemäß in einer Tiefe von 30-40 Meilen selbst Gußeisen schmelzen müßte. - Die neueren Ansichten der Physiker und Geognosten, und zwar der beobachtenden, nicht leer hypothesirenden Geognosten scheinen somit den alten Mythus vom Piriphlegeton, und von Hephästos allverbreiteter Werkstätte ins Leben zurückgerufen zu haben. Welche Zweifel man auch, trotz der gerechten Verehrung die dem großen La Place gebührt, gegen die numerische Gewißheit seiner Rechnung erheben kann, so steht eine so merkwürdige und fast allgemein anerkannte Thatsache doch unstreitig mit dem in Verbindung, was die vulkanischen Erscheinungen uns lehren. Es scheint mir nämlich wahrscheinlich, daß dieselben aus einer sehr einfachen Ursache, aus einer steten oder vorübergehenden Verbindung zwischen dem Innern und Aeußern unseres Planeten entstehen. Diese Beobachtungen lehren zugleich, wie, unabhängig von der Schiefe der Ekliptik im frühesten, gleichsam jugendlichen Zustande der Erde, Tropen Temperatur und Tropen Vegetation unter jeglicher Zone entstehen, und so lange fortdauern konnten, bis durch Wärme Strahlung aus der erhärteten Erdrinde, und durch allmälige Ausfüllung der Gangklüfte mit heterogenen Gestein-Massen, sich ein Zustand bildete, in welchem, (wie Fourier in seinem tiefsinnigen Werke gezeigt hat) die Wärme der Oberfläche und des Luftkreises nur von der Stellung des Planeten gegen einen Central Körper, die Sonne, abhangt. (Nach Fourier kann sich die Temperatur in 30,000 Jahren nicht um 1° vermindern). 4t. Vorles. Die Untersuchungen über die Beschaffenheit des festen Erdkörpers, über die geognostische Construction der Erde, haben von jeher die gebildeten Menschen beschäftigt. Doch ist erst in neueren Zeiten durch gesichertere Beobachtungen eine mehr mythische Behandlung verdrängt worden. Man kann sagen Keppler habe die Gesetze erkannt und Newton sie erwiesen. Im Allgemeinen ist angenommen, daß der Erdball, bevor seine Oberfläche ihre jetzige Gestalt gewann, sehr verbreitete Revolutionen erlitten habe, welche die Ordnung der Dinge veränderten. Schon die Alten beschäftigten sich mit den mannigfaltigsten Hypothesen über die Veranlaßung der augenscheinlichen Veränderungen auf der Erdoberfläche. Bei der Frage über den ehemaligen flüssigen Zustand der Erde, theilten sich die Meinungen, wie bei uns, und schon bei den Griechen schieden sich Neptunisten von den Vulkanisten. Lange ist die mit den theologischen Theorien übereinstimmendere Ansicht die herschende gewesen, daß die Urgebirge vom Wasser durchdrungen, und in demselben aufgelöst gewesen seyen, und erst spät hat man Granit und Porphir, wie jetzt angenommen wird, für Producte des Feuers erkannt. - Ein Engländer, Profeßor Dudley in Oxford, hat kürzlich auf eine ergötzlich, geistreiche Weise einen geologischen Thermometer zusammengestellt, auf dem Gradweise angegeben ist, wie sich almälig die Meinung der Gelehrten für die vulkanische Hypothese erwärmt hat. - Seit Buffon und der Protogaea des großen Leibnitz haben genauere Untersuchungen ein helleres Licht über die Lagerungsverhältnisse der Gebirgsmassen verbreitet. - Die Krystallographie, eine neue Wissenschaft kommt uns zu Hülfe, um die sich der schätzbare Mineralog Hauy in Paris große Verdienste erworben hat, und die hiermitten unter uns, Herr Profeßor Weiss gewissermaßen begründet hat. - Wir müssen hierbei auf eine chemische und mechanische Heterogenität in den Bestandtheilen der Erde aufmerksam machen, und demnächst bemerken, wie die constanten Associationen der Gesteine eine Gebirgsart bilden, welche man mit derselben Mischung in allen Theilen der Erde wiederfindet. Die auf diese Weise verschiedenen und ähnlichen Gebirgsarten bilden Gruppen, welche man Formationen nennt. Es ist Werner's, des verdienten Stifters der Freiberger Schule, unsterbliches Verdienst zuerst auf die Bildung dieser Formationen aufmerksam gemacht zu haben. Wie schon früher bemerkt, ist das, was wir von der äußern Rinde der Erde kennen, im Verhältniß gegen ihren Durchmesser sehr unbedeutend. Ein weiteres Feld der Beobachtung bieten uns die Abhänge der großen Gebirge, indem wir annehmen, daß alle Gebirgsketten aus Spalten emporgetrieben, und Bestandtheile der Erde aus größerer Tiefe sichtbar machen. - Die größte Höhe auf den Gebirgsrücken der Erde, ist vom Capt. Gérard auf dem Himalaya Gebirge (19,000') erreicht worden, wogegen ich auf dem Chimborazo bis 18,600' gelangt bin. Die Kenntniß von der Zunahme der Temperatur der Erde nach Innen zu, giebt uns mannigfaltige neue Ansichten, und es steht diese innere Wärme offenbar in Verbindung mit den drei großen Erscheinungen der heißen Quellen, der elastischen Dämpfe, und der Vulkane, welche letztere von zweierlei Art sind: bleibende, welche als ein Zusammenhang zwischen dem innern Kerne des Erdkörpers und der Atmosphäre zu betrachten sind, und temporaire, dahin gehören Eruptionen, Inselbildungen, wie Sabrina, (eine der azorischen Inseln, plötzlich erschienen d. 30t. Jan. 1811), Monte nuovo, bei Methone zwischen Epidaurus und Troezene, höher als der Monte nuovo der phlegräischen Felder bei Bajae, Ischia, oder der Ausbruch des Xovullo in Mexico. Das Phänomen der heißen Quellen, aus gewissen nahe an der Erdoberfläche befindlichen Lagern entzündlicher und oxidirbarer Substanzen, wie Steinkohlen oder Schwefelkies, und aus oberflächlicher Einwirkung der Bäche, Flüße u. s. w. erklären zu wollen, scheint uns unzureichend. Die Erscheinung ist zu groß und zu dauernd, als daß wir jene Niederlagen von so geringem Umfange, und diese Einwirkung von so geringer Stärke, für genügend zu dessen Erklärung ansehen könnten. - Diese Quellen finden sich fast durchgehende in den krystallinischen, den sogenannten Urgebirgen, oder an deren Fuße, Gebirge die man für die Unterlage aller bekannten Gebirgsarten anzusehen genöthigt wird, und auch in der Nähe vieler vulkanischer Berge. - Die Gesteinsart aus der das Karlsbader Thermal Wasser hervorbricht ist Granit in mehrerlei Abänderungen, dessen grobkörnige Art die bekannten Zwillingskrystalle des Feldspaths auszeichnen. Einer Art des feinkörnigen sind mächtige Hornsteinmassen, auch Schichten spätigen und körnigen Kalksteins beigemengt - und aus diesem Gestein besteht der, an den Hirschensprung sich anlehnende Schloßberg, so wie der Bernhardsfelsen. Das Wasser kommt aus Oeffnungen eines Kalksteins hervor, der von dem Wasser selbst gebildet wird, indem es überall wohin es fließt, nach Maasgabe als das kohlensaure Gas daraus entweicht, Sinter von einer festen, krystallinischen Textur abgesetzt. Der Sprudel, die heißeste der Karlsbader Quellen, hat nur eine Temperatur von 59° Reaum. wogegen in Südamerika heiße Quellen von 80°R. vorkommen, die zum Theil ganz ohne mineralische Bestandtheile sind, bei denen wenigstens durch Reagenzien keine Veränderung hervorgebracht werden kann. - Die sinnreichen Versuche des Herrn Dr. Struve, die auch von andern schon mit Erfolg wiederholt worden sind, versprechen interessante Aufklärungen über den Ursprung der Bestandtheile in den Thermalwässern. Reines, mit Kohlensäure verbundenes Wasser unter einem großen Druck durch das gepulverte Material des Gesteins aus dem ein Mineralwasser entspringt, getrieben, wird nämlich dem Thermalwasser sehr ähnlich, und enthält in ähnlichen Proportionen dieselben Bestandtheile. Der Zusammenhang des Phänomens der heißen Quellen mit Erdbeben und Vulkanen ist eben so merkwürdig als constatirt. Als im Jahre 1755 Lissabon erschüttert und zerstört wurde, blieben die Quellen zu Carlsbad und Teplitz aus, und kamen rothgefärbt zurück. In demselben Zeitpunkte erfolgte ein Wasserbeben im Ocean, empfunden von dem Westindischen Archipelagus an bis nach Åbo in Finnland. Ueberhaupt fehlt es nicht an entscheidenden Beweisen, daß die vulkanischen Wirkungen nicht von kleinlichen der Oberfläche nahen Ursachen abhangen, sondern große, tiefbegründete Erscheinungen sind. Selbst die Erdbeben liefern merkwürdige Beweise von der Existenz unterirrdischer Verbindungen, nicht blos zwischen vulkanischen Bändern, sondern auch zwischen Feuerschlünden, die weit voneinander entfernt sind. So stieß der Vulkan bei der Stadt Pasto 3 Monat lang ununterbrochen eine hohe Rauchsäule aus. Diese Säule verschwand in demselben Augenblick, am 4t Febr. 1797 als 60 Meilen davon das große Erdbeben von Riobamba, und der Schlammausbruch des Moya 30-40,000 Indianer tödtete. Dieses Erdbeben, das zerstörendste von dem man vielleicht überhaupt Kenntniß hat, schien sich im Innern des Tuncuragua vorbereitet zu haben, in welchem man schon Jahre vorher von Zeit zu Zeit Getöse und Brüllen gehört hatte. Die Mitempfindung dieses Erdbebens reichte über einen Erdstrich von 170 lieues von Süden nach Norden, 40 lieues im Umfange wurde alles zerstört, und von herabstürzenden Bergtrümmern begraben. Dabei spaltete die Erde am Fuße des Tuncuragua, und Ströme von übelriechendem Schlamme entstürzten den Schlünden, und verwüsteten alles umher. Die plötzliche Erscheinung der Insel Sabrina am 30ten Jan. 1811 war der Vorbote der fürchterlichen Erdstöße welche bis 1813 fast unaufhörlich, erst die Antillen, dann die Ebene des Ohio und Missisippi, und zuletzt die Küsten von Venezuela erschütterten. Dreißig Tage nach der Zerstörung der Stadt Caracas erfolgte der Ausbruch des Vulkans von St. Vincent in den nahen Antillen. Ein ebenfalls evidenter Beweis für den Zusammenhang der Vulkane und Erdbeben ist, daß diejenigen Erdstriche in der Nähe der Vulkane, so lange dieselben in Thätigkeit, gegen Erdbeben gesichert sind. Man mögte sie also als eine Art Sicherheitsventile betrachten, und wenn der Chimborazo, diese vulkanisch gehobne Kuppel, wenn gleich kein thätiger Vulkan, geöffnet werden könnte, um den eingesperrten elastischen Stoffen einen Ausweg zu geben, so würden jene Erschütterungen aufhören, die seiner Umgebung oft das schrecklichste Verderben bringen. Die Vulkane der Andeskette zeichnen sich durch die Eigenthümlichkeit aus, daß sie auch bei den heftigsten Ausbrüchen keine eigentlich geschmolzene Materie, keine wahre Lava von sich gegeben haben. Die Substanzen welche sie ausstoßen sind verschluckte Stücke Grünstein, Basalt, Bimstein, Wasser und ungeheure Massen teigartiger Betten. Als nördlich vom Chimborazo am 10en Jul. 1698 der Krater und Gipfel des 18,000 Fuß hohen Carguairazo bei einem heftigen Erdbeben in sich zusammenstürzte, drangen Ströme von Schlamm aus den aufgebrochenen Seiten des Berges und verwüstete einen Strich von 10-12  Meilen, die mit unfruchtbaren Koth bedeckt wurden. - Jedoch dürfen diese Inundazionen nicht als eigentlich vulkanischen Erscheinungen betrachtet werden. Es sind Phänomene die mit den Eruptionen der Vulkane meteorologisch zusammen hangen, und durch die Höhe der Berge, den Umfang ihrer stets beschneiten Gipfel und die Erwärmung der Wände der Aschenkegel vielfach modificirt werden. In weiten Höhlen, bald am Abhange, bald am Fuß der Vulkane entstehen unterirrdische Seen, die mit den Alpenbächen vielfach communiciren. Wenn Erdstöße, die allen Ausbrüchen der Andeskette vorhergehen, die ganze Masse des Vulkans mächtig erschüttern, so öffnen sich die unterirrdischen Gewölbe, und es entstürzen ihnen zugleich Wasser, Fische und jener tuffartige Schlamm. Dies ist die sonderbare Erscheinung der von den Vulkanen ausgeworfenen lebenden Fische, eine Gattung Wels, (Pimelodes Cyclopum) Preñadilla von den Bewohnern des Hochlandes von Quito genannt. - Bei einem Ausbruche des Vulkans Imbaburu wurden die Faulfieber in der nahe gelegenen Stadt Ibarra, der zahllosen, alle Felder bedeckenden Menge dieser Fische zugeschrieben. Diese Ueberschwemmungen sind nicht zu verwechseln mit den Strömen von Regenwasser, welche wie beim Vesuv, die (durch den aus dem Krater aufsteigenden Wasserdampf) während der Eruption gebildeten Wolken herabgießen. Das Erkalten der Wasserdämpfe, und die dadurch bewirkte plötzliche Condensation derselben vermehrt die elektrische Spannung, und erregt das Spiel elektrischer Kräfte, die ein locales, vulkanisches Gewitter hervorbringen, das mit einem wolkenbruchartigen Regen begleitet ist. Solch eine Erscheinung charakterisirt unter allen Zonen das Ende einer Eruption, ohne jeweils als eigentlich vulkanisches Erzeugniß angesehen werden zu können, was diejenigen Gelehrten annehmen mögten, die an einen unmittelbaren Zusammenhang der Vulkane mit dem Meere glauben. - Vor 5 Jahren als ich Gelegenheit hatte einen Ausbruch des Vesuv zu beobachten, fanden sich unter den Wasserströmen, die dem Berge entstürzten, auch zahlreiche Muscheln. Es waren jedoch Versteinerungen, einer merkwürdig neuesten Formation angehörend, und keine von denen die noch jetzt im Golf von Neapel vorkommen.